Christoph Hassler

Designer für Equity & Inclusion
H:DEI

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Christoph arbeitet seit Anfang der 2000er Jahre als Designer im Bereich digitaler Produkte und stellt dabei den Menschen in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Seine aktuellsten Interessen sind die Dekolonisierung von Technologie sowie die Risiken und Chancen, die die zunehmende Digitalisierung für marginalisierte Menschen mit sich bringt. Er arbeitet als freiberuflicher Designer und Berater im Bereich Inklusion und ist als Dozent im Bereich Design Ethik tätig.

Was sollen die Zuhörenden aus deinem Beitrag als wichtigste Erkenntnis mitnehmen?

Mir ist bewusst, dass ich mit Antirassismus ein Wort genommen habe, dass viele Leute abschrecken wird. Einmal weil die ‘anti-woke’ Einstellung auch vor Produktmenschen nicht halt macht, aber auch weil viele lieber etwas über Stakeholdermanagement, OKRs und andere Dinge hören wollen, bei denen sie denken, dass diese relevanter für ihre Arbeit seien. Ich möchte allerdings dafür werben, dass Antirassismus kein Nischenthema ist, sondern eines mit Relevanz, dass die Designpraxis als solches revolutionieren kann. Neue Design Schulen hinterfragen gerade die Grundfesten von Human-Centered-Design, erweitern sie und schaffen neue Denkweisen für eine bessere Zukunft. Antirassismus ist hier mein Sprungbrett in diese Themenwelt.

Welche Verantwortung trägst du als Designer in der Schaffung inklusiver digitaler Produkte?

Alle Verantwortung liegt bei mir. Als Designende ist unsere Rolle Advokat für den Nutzenden zu sein, nun müssen wir uns damit auseinandersetzen, wenn wir bisher als Nutzende identifiziert haben und wen nicht. Wie sehen meine Personas aus? Für wen gestalte ich meine Interfaces? Wen berücksichtige ich beim designen von Services und Produkten nicht? Dies bedeutet das Designende ihre Arbeistweise updaten müssen, denn die gängigen “Best-Practices” enthalten oft Leerstellen, die zur Diskriminierung führen können.

Was war deine prägendste Erfahrung beim Thema Equity & Inclusion?

Statt ein großes Ereignis zu nehmen, möchte ich die vielen kleinen Dinge des Alltags hervorheben. Helfen Kinderwagen Treppen hinab zu tragen, seinen Platz in der Bahn anzubieten, wenn eine ältere Person einsteigt, in einer vertrackten Verkehrssituation mit Handzeichen zu kommunizieren etc. Diese spontanen “Selbstverständlichkeiten” unter Fremden zeigen mir immer wieder, dass wir in vielen Situationen inklusiv handeln. Damit möchte ich die Idee herausfordern, dass es immer so unglaublich schwer sein soll Equity & Inclusion in unsere Produkte zu bringen. Wir schaffen es in unserem Alltag doch auch.

Wo siehst du aktuell blinde Flecken in der Tech- und Produktkultur?

Vor allem im kritischen Umgang mit KI. Der Hype verhindert eine konstruktive Auseinandersetzung wofür unterschiedliche KIs tatsächlich produktiv eingesetzt werden können, was noch experimentelle Felder sind oder wo der Einsatz von KI (besonders LLMs) defizitär ist. Wir sollten einmal innehalten und kritisch hinterfragen, was wir gerade tun. Ich verstehe, dass dies schwer zu machen ist, in einer Stimmung, die KI zwangsläufig mit Innovation und Fortschritt gleichsetzt, dennoch denke ich, dass es unserer Branche auf lange sicht schaden wird, einfach auf der Welle mitzuschwimmen.